Hörbi Kull gehört zum Urgestein in der Schweizer Zauberszene. Schon seit vielen Jahren fördert er in seiner Zauberschule den Nachwuchs, aus dem einige professionelle Künstler hervorgegangen sind. Für lange Zeit war auch der Zauberladen untrennbar mit der Zauberschule verbunden, was sich in den letzten Jahren jedoch geändert hat. Nachdem Hörbi Kull seinen Laden an Daniel Schmied weitergegeben hat, und dieser zwei Jahre später damit umgezogen ist, blieb für Hörbi plötzlich einiges an Platz frei. Es war die Zeit gekommen etwas Neues zu versuchen, etwas, was es so in der Schweiz noch nicht gab: Die 1. Zauberbar von Zürich !
Am ersten Dezember-Wochenende war es dann soweit, Hörbi Kull eröffnete feierlich seine Zauberbar. Das Prinzip ist denkbar simpel! Im schönen Ambiente amüsiert sich der Gast, feiert und trinkt etwas, doch er bekommt auch etwas geboten, was es so in anderen Bars nicht gibt: Zaubershows. Direkt an die Bar ist eine schöne Bühne angebunden, auf der die Zauberer ihre Acts präsentieren. Die Zauberbar selbst ist vollgepackt mit schönen Utensilien aus der Zauberszene, die Wände sind geschmückt mit bekannten Postern vergangener Grössen, von Houdini bis Cellini, von Thurston bis Kellar und Kull.
Für die beiden Eröffnungstage hatte Hörbi Kull neben ihm selbst noch drei weitere Künstler engagiert. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Glücklicherweise wurde alles rechtzeitig fertig und die Gäste erlebten einen wunderschönen Zauberabend.
Die Eröffnung machte Simon Spencer, der seinen „Crazy-Act“ zeigte. Neben zwei seiner Spezialitäten, Kartenkunststücke und Mentaleffekte, zeigte er auch eine Entfesslungsnummer, welche sehr gut beim Publikum ankam. Profi, wie Simon nun mal ist, unterhielt er das Publikum auf höchstem Niveau. Leise rieselt der Schnee in Zürich, während den Zuschauern in der Zauberbar warm ums Herz wurde. Als Simon am Ende von den Zuschauern den Applaus entgegen nahm, musste er sie, wie er es selbst sagte, dennoch enttäuschen, da sie ihn noch nicht ganz los waren. Für den restlichen Abend fungierte Simon nämlich als Moderator, als roter Faden stellte er die übrigen Künstler den Zuschauern vor und hielt so als Bindeglied die einzelnen Elemente zusammen. Zu diesem Zweck schlüpfte er hinter den Kulissen in ein neues Jacket und bereitete sich innerlich auf seine neue Rolle vor.
Meine Wenigkeit kam als Nächster dran. Hörbi und Simon kenne ich schon seit vielen Jahren. Als kleiner Junge habe ich in der Zauberschule Zürich angefangen, was ich später aufgrund von schulischen Verpflichtungen nicht mehr weiter vertiefen konnte. Viele Jahre später kam ich wieder zurück und hatte mittlerweile meine Liebe für Karten entdeckt. Auf der Suche nach meinem Stil bin ich dann auf das Flourishing gekommen, und mein Weg in die verrückte Welt des XCM war geebnet. Nach über einem halben Jahrzehnt des Trainings war es dann soweit, mein Auftritt in der Zauberbar war gleichzeitig auch mein erster vor einem Live-Publikum in einer professionellen Performance-Situation. Mein Act sollte als Ausgleich zu den Vorführungen der anderen dienen, da ich für meine Show nur XCM benutzte, also Ziergriffe als eigenständige Kunstform losgelöst von magischen Effekten.
Mittlerweile hatte Simon den Zuschauern meinen Werdegang geschildert, und ich wurde auf die Bühne gebeten. Eine gewisse Nervosität war vorhanden, doch nachdem die Musik anlief und die ersten Moves sassen, war diese wie weggeblasen. Dafür, dass es die erste Show war, lief alles reibungslos ab, und die Zuschauer gingen “gut mit”. Neben der Eröffnungssequenz, in der ich zu Musik einige Bereiche des XCM den Zuschauern präsentierte, zeigte ich meinen „Comedy-Act“ und am Ende meinen „Spring-Showcase“, der mit einen Kartensprudel über den Kopf mit dabei verbundenen Augen endete. Die Reaktionen auf den Schluss waren atemberaubend. Ich bedankte mich beim Publikum für das tolle Mitmachen, und wünschte ihnen für den weiteren Verlauf des Abends noch eine schöne Zeit.
Simon kam wieder hinzu und stellte den nächsten Künstler vor, Hörbi Kull persönlich.
Hörbi zeigte neben neuen Kunststücken auch einige seiner Klassiker, welche er bis zur Perfektion entwickelt und trainiert hat. Dazu gehört seine „Slydini-Tücher“ und sein „Seil-Zerschneide“ Act, welcher zu seinem Markenzeichen geworden ist. Jede Bewegung, jede Misdirection, jede Dialogzeile zeugt von über 20-Jähriger Bühnenerfahrung und Hingabe zur Zauberkunst. Die Begeisterung war dem Publikum deutlich anzuhören, und die Reaktionen waren grossartig. Besonders gefallen hat mir hierbei Hörbi’s Interaktion mit dem Publikum, vor allem, wenn sie ihm als Assistenten auf der Bühne behilflich waren.
Simon kam dann wieder hinzu und musste den Zuschauern eine traurige Mitteilung machen, da sich der Abend langsam dem Ende zuneigte. Der Höhepunkt sollte jedoch erst noch kommen, und er stellte dem Publikum, für diesen Abend extra aus Spanien kommenden, Strassenzauberer Mario Morris aus Wales vor.
Mario Morris machte keine halben Sachen und legte sofort los wie die Feuerwehr. Ich selber kannte Mario bis zu diesem Abend noch nicht, doch ich kann sagen, Mario ist ein unglaublich talentierter und witziger Zauberkünstler. Seine Show war vollgepackt mit einem Höhepunkt nach dem anderen, die Zuschauer hatten dabei kaum Zeit zum Durchatmen. Klassiker der Strassenzauberei waren genauso vorhanden wie Kunststücke, die ich vorher noch nie so gesehen habe. Beeindruckt war ich von seiner technischen Perfektion und seinem Umgang mit den Zuschauern, die einfach nur als Unglaublich bezeichnet werden kann. Eine Karte unter schwierigen Bedingungen wieder zu finden war für ihn genauso wenig ein Problem wie das Hervorzaubern eines Gurkenglases unter seinem Hut direkt vor der Nase der Zuschauer (inklusive Gurken!). Seinen Act beendete er mit dem klassischen Partytrick des „Tischtuch-Wegziehens“, was mit den ganzen Zauberutensilien auf dem wackeligen Tisch kein einfaches Unterfangen war. Das Publikum belohnte diese Wahnsinns-Vorführung mit lautem Beifall. Die absolut richtige Entscheidung von Hörbi, Mario für den Schluss der Show aufzusparen.
Mario verblieb noch für einen Moment auf der Bühne, während Simon die restlichen Künstler zu sich bat. Simon bedankte sich im Namen aller Vorführenden des heutigen Abends beim Publikum und wünschte ihnen eine schöne Heimreise.
Minutenlanger Applaus beendete die gelungene Feuertaufe. Es lag eine besondere Stimmung in der Luft, und wir alle waren froh, Teil dieses besonderen Erlebnisses gewesen zu sein.
Das magische Wochenende war trotzdem noch nicht vorbei. Nach den Shows von Freitag und Samstag gab es am Sonntag noch den mittlerweile traditionellen Flohmarkt. Zahlreiche Aussteller versuchten hier ihre Zaubertricks an den Mann bzw. Frau zu bringen. Die Chance für Sammler und Zauberfreunde, einige seltene Reliquien zu erwerben. Wie jedes Jahr war auch dieses Mal Rischi Hofer mit von der Partie, der einen Teil seiner unglaublichen Büchersammlung zum Thema Zauberkunst mitbrachte. Es gibt wohl kaum ein Buch, welches Rischi noch nicht gesehen oder zumindest davon gehört hat. Simon und Hörbi waren auch wieder dabei, und es fand sich ein wenig Zeit, die vorherigen Abende Revue passieren zu lassen.
Abgerundet wurde das Wochenende dann am Montag mit dem Seminar von Mario Morris. Hier hatte man die Chance, seine Performance aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Mario erklärte keine Tricks, sondern lüftete einige Geheimnisse, was einen erfolgreichen Strassenzauberer auszeichnet. Neugier ist z.B. eine Geheimwaffe des Künstlers, und der richtige Umgang mit den Zuschauern ist etwas vom Wichtigsten überhaupt. Ohne zuviel ins Detail gehen zu wollen, es lohnt sich diesem Mann zuzuhören.
Es gebe bei weitem viel mehr über das schöne Zauberbar-Eröffnungs-Wochenende zu berichten, doch das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Es war ein wunderschönes Erlebnis und es ist damit zu rechnen, dass Hörbi auch in Zukunft für seine Zauberbar noch einige Asse im Ärmel haben dürfte. Ich jedenfalls kann es kaum erwarten.
Magische Grüsse,
Boban
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